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Der Augenblick zählt

Irgendwann in den 80er Jahren … Lehnin TÜP bei Nacht. Eine EG in Zugstärke soll eine Führungsstelle einer Nachrichtentruppe überfallen und „vom Netz nehmen“. Klingt einfach … ist es aber nicht, wenn der Gegner vorher „gewarnt“ wird. Ab diesem Zeitpunkt war Oltn. W. der „Freund“ der gesamten Einsatzgruppe – in der Nacht kreuzgefährlich! Das war ihm schon klar, aber er nahm seine Aufgabe als Schiedsrichter sehr ernst und ging zu den „Opfern“, meldete deren Kommandierenden die zu erwartende Handlung. Was nämlich unsere Fallschirmjäger nicht wussten: Beim „Gegner“ handelte es sich um SAS-Nachrichtenleute, deren „Anlagen“ stets mit scharfen Waffen bewacht wurden, da es sich um hochbrisante Chiffriertechnik handelte. Um zu vermeiden, dass einer unserer Jungs evtl. ins Gras beißt, wenn die Wachen ihn bemerken und von der Schusswaffe Gebrauch machen, war dies einfach unerlässlich.
Es setzte geschäftiges Treiben ein, was der in Deckung liegenden EG nicht verborgen blieb. Zusätzliche Posten wurden eingewiesen, Scheinwerfer aufgestellt … Zwei Mann liefen mit Benzinkanistern in Richtung Stromaggregat. Wahrscheinlich hatten sie ´was vergessen, denn auf halber Strecke setzen sie die Kanister ab und liefen zurück. Am Waldrand wurden zur gleichen Zeit die Kräfte eingewiesen und nach einem kurzen Uhrenvergleich nahmen alle ihre Ausgangspunkte ein, um von mehreren Stellen gleichzeitig zum festgesetzten Zeitpunkt einzudringen. Nun galt es zu warten, und manch einem kam es vor, als bewege sich der Sekundenzeiger gar nicht mehr vorwärts.
Doch dann … noch fünf Minuten, die Männer waren gespannt wie Sprungfedern … die Augen nicht mehr von den Uhren lassend …. verstummte das Stromaggregat und das Licht ging aus! Ohne Zutun der Fallschirmjäger herrschte plötzlich völlige Dunkelheit.
Obwohl der Zeitpunkt des Überfalls erst in wenigen Minuten erreicht werden sollte, entschloss sich der EG-Führer zum sofortigen Losschlagen, denn der Augenblick zählt … schei ... auf die Uhr – das Ergebnis zählt! In Rekordzeit wurde der „Gegner“ vernichtet und sich im SaP gesammelt. Alles in Ordnung.
Als Harry W. wenig später wieder zur Truppe stieß, erzählte er, daß die Nachrichtenleute völlig von den Socken waren … für sie war es unbegreiflich, wie es die Fallschirmjäger wohl geschafft haben, den Generator abzustellen … obwohl der in der hellbeleuchteten Technikzone stand und sich dort jede Menge Soldaten rum trieben. Harry wußte es auch nicht, aber stolz wie ein Spanier hat natürlich so getan, als ob das von uns so geplant war.
Tja … so entstehen Legenden, für die keiner was kann (, wenn´s Benzin ausgeht)!
Nach vielen Jahren unserem
Kameraden Jörg K. wieder in den Sinn gekommen.

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