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Fallschirmsprungtürme I

Der Fallschirmsprungturm ist eine äußerst wertvolle Einrichtung zur Popularisierung des Fallschirmsports und zur Vorbereitung des Fallschirmsportlers auf den ersten Sprung aus dem Flugzeug. Die Türme können verschiedener Kon­struktion sein. Es gibt Metallkonstruktionen, Holzkonstruktionen sowie Türme-, die auf hohen Gebäuden errichtet wurden  und andere.

Metallkonstruktionen
Am dauerhaftesten sind Metallkonstruktionen. Eine dieser Konstruktio­nen wird auf nebenstehender Abbildung gezeigt. Sie hat die Form einer abgestumpften vierkantigen Pyramide mit einer Höhe von 52,5 m. Die quadratische Grundfläche hat eine Seitenlange von 6 m. Die vier senkrechten Träger sind aus Profileisen angefertigt und mit Spezialbolzen auf dem Betonfundament befestigt.

Zum Aufstieg auf den Turm ist eine Metalltreppe vorhanden, die an den Seiten durch ein Geländer gesichert ist und über elf Zwischenplattformen führt (alle 3,65 m eine Plattform). Auf der ersten und letzten Plattform befinden sich Zugangstüren zum Turm. Die Treppe führt bis auf die Absprungplattform, die sich in einer Höhe von 44 m über der Erde befindet. Die Absprungplattform ist achteckig (der Ab­stand von einer Seite zur anderen beträgt 10 m) und durch ein Geländer abgeschlossen, das acht Schiebetüren besitzt. Den Boden bildet ein Bretterbelag.

Die mechanischen Einrichtungen der Türme
Zum Aufhängen des Schirms sowie zur Ausführung  aller Funktionen, die mit dem Sprung zusammenhängen, ist der Fallschirmsprungturm mit einer mechanischen Einrichtung versehen, die aus einem drehbaren Mast, der Füh­rung für die Gegengewichte und den Gegengewichten mit Drahtseilen be­steht.

Der drehbare Mast ist im oberen Teil des Turmes eingebaut. Er besitzt vier Ausleger, die in einem Winke! von 90° zueinander und zum Mast angebracht sind. Als Fundament dieser Anlage dient ein Spezialkugellager, das die Drehung ermöglicht. Man kann also die Ausleger in die für die jeweilige Wind­richtung günstigste Stellung drehen, in der sie dann durch eine spezielle Sperr­vorrichtung festgestellt werden.

Die Aufgabe der Ausleger besteht darin, den Fallschirm in einer be­stimmten Entfernung vom Turm zu halten. Die Länge eines Auslegers be­trägt 10 m. Die Ausleger sind, 6 m über der Absprungplattform, durch Gelenke mit dem Mast verbunden und werden durch je ein 15 – 16 mm starkes Draht­seil gehalten.

An der Mastspitze befindet sich eine Rolle, die das Heben und Senken der Ausleger bei der Montage, bei Reparaturen und bei Kontrollen erleichtert. In der Regel befinden sich nur an drei Auslegern Fallschirme. Der vierte Aus­leger bleibt in Reserve und dient gleichzeitig als Gegengewicht für den in Betrieb befindlichen.

Genau unter dem Mast, entlang der Symmetrieachse des Turmes, befindet sich die Führung für die Gegengewichte, die hinunter bis zur Erde geht. In einigen Türmen sind zu diesem Zweck Rohre angebracht.

Bei dem angeführten Projekt besteht diese Füh­rung aus Winkeleisen. Durch die Gegengewichte wird der Sprung reguliert. Mit jedem Gewicht mehr verringert sich die Sinkgeschwin­digkeit des Schirms. Gewöhnlich berechnet man das Ge­wicht so, dass der Fallschirmspringer mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 3 bis 4 m/sek fällt und der Schirm anschließend leicht hochgezogen werden kann (meistens beträgt das Gegengewicht ungefähr 40 kg). Der Fallschirm ist mit dem Gegengewicht durch ein weiches Stahlkabel verbunden, das einen Querschnitt von 6 bis 8 mm hat. Gut geeignet sind zu diesem Zweck weiche Stahlkabel mit Hanfseele.

Die Verbindung des Kabels mit dem Gewicht wird durch einen Spleiß her­gestellt, wobei zwischen Kabel und Öse des Gewichtes unbedingt eine Kausche liegen muss. Am anderen Ende des Stahlseils wird auf die gleiche Art und Weise ein Spezialkarabinerhaken befestigt, der zum Aufhängen des Fall­schirmes dient.
Die Kuppel des aufgehängten Schirms muss geöffnet sein. Sie wird durch einen besonderen Ring auseinandergehalten, der im Inneren der Kuppel mit Bändern befestigt wird, die sich 30 – 40 cm vom unteren Rand entfernt befinden.

Der Ring wird aus Stahlrohr mit einem Querschnitt von 22 bis 28 mm an­gefertigt. Die Wandstärke des Rohres soll 1 – 2 mm betragen und der Durchmesser des gesamten Ringes zwischen 4 m und 4,5 m liegen.

Der Sprung vom Turm
Um dem Sprung vom Fallschirmsprungturm Ähnlichkeit mit dem Sprung aus dem Flugzeug zu verleihen, sind viele Türme so gebaut, dass der Fallschirmspringer nach dem Absprung von der oberen Plattform zunächst 3 – 4 m frei fällt, bevor sich die Fangleinen voll­kommen gestreckt haben. Das wird erreicht, indem man den Abstand zwischen Absprungplattform und Ausleger verringert. Damit die Fangleinen während der Vorbereitung des Springers nicht zu sehr durchhängen, sind am Ausleger oder an einem anderen Teil des Turmes besondere Klammern angebracht, durch die die Fangleinen geordnet über dem Kopf des Springers gehaltenn werden. Die Klammern werden aus Federstahl angefertigt. Sie geben die Fangleinen erst nach dm Absprung frei und verhindern so, daß der Fallschirmspringer in die lose hängenden Fangleinen hineinspringt.

Einrichtung für schnellere Sprungfolge
Um eine flotte Durchführung der Sprünge zu gewährleisten, ist es wichtig, dass der Schirm mit seinem Gurtzeug nach jedem Sprung so schnell wie möglich wieder nach oben zum Aus­bilder gelangt. Das wird durch eine einfache Vorrichtung erreicht (siehe erste Abbildung). Vom Fuße des Turmes führt ein Draht oder Drahtseil mit einem Durchmesser von 5 bis 6 mm zum Geländer der Absprungplattform.

Vor der Befestigung der beiden Enden muss ein Ring auf das Seil gesteckt werden. Nach einem jeden Sprung befestigt nun der Ausbildungshelfer das Zwischengurtzeug an dem erwähnten Ring. Durch das Gegengewicht wird dann der Schirm wieder nach oben gezogen, wobei das Gurtzeug mit dem Ring zum Geländer der Absprungplattform gleitet. Damit der Ausbilder das Gurtzeug bequemer erreicht, ist noch ein zusätzliches Seil nötig, wie auf der ersten Abbildung gezeigt wird.

Andere Turmkonstruktionen
Es gibt auch Fallschirmsprungtürme anderer Konstruktion. Im Unterschied zum Metallturm bestehen beim Holzturm die Hauptträger und Binder aus Holz. Die mechanische Einrichtung – Mast, Grundplatten, Gegengewicht – besteht wie beim ersten Turm aus Metall.

Zur Errichtung eines Fallschirmsprungturmes kann man auch hohe Gebäude benutzen. Man nimmt dazu gewöhnliche stabile Eisenbetonbauten, deren Kon­struktion die Montage des Mastes, der Grundplatten, der Führung für das Gegengewicht und der Absprungplattform zulässt.

Als gutes Beispiel kann der Fallschirmsprungturm dienen, der auf dem Kulturpalast eines Werkes in Kasan errichtet wurde (nebenstehende Abbildung).
Man kann zur Einrichtung eines Fallschirmsprungturmes auch die Gerippe eines für andere Zwecke bestimmten Turmes benutzen. Eine solche Möglichkeit bietet sich z.B. bei Bohrtürmen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Bau des Sprungturmes in der Stadt Mosyr im Jahre 1953. Die Mitglieder der DOSAAF errichteten diese Anlage auf einem Bohrturm in der kurzen Zeit von sechs Monaten.

Die Montage von Fallschirmsprungtürmen auf Gebäuden und anderen geeigneten Bauwerken hat sich sehr vorteilhaft erwiesen. Sie Ist bedeutend billiger und nimmt weniger Zeit In Anspruch. In der Regel sollte man Fallschirmsprungtürme an Orten errichten, die von vielen Menschen besucht werden – in Parks, Stadien usw.

Die fertigen Türme werden gestrichen und, falls Sprünge am Abend oder in der Nacht durchgeführt werden sollen, mit einer Beleuchtungseinrichtung ver­sehen. Der Boden muss im Radius der möglichen Landung des Springers (20 bis 25 m) von allen Hindernissen be­freit und mit einer Schicht Sägespäne von 30 bis 40 cm Höhe bedeckt werden. Ein Zaun bildet die äußere Grenze des Sprunggeländes.

von D. Shornik, „Meister des Sports“
aus der sowjetischen Zeitschrift „Krylja Rodlny“ (Oktober 1954)

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