Mißbraucht die Politik den Giftmordanschlag auf Nawalny?
Man mag zu Nawalny stehen, wie man will, aber momentan gibt es wahrscheinlich keine anderen Themen in Deutschland als die Corona-Pandemie und den Giftmordanschlag auf N. Letztere Berichterstattung ist natürlich besonders gut geeignet, ganze Breitseiten gegen die "bösen Russen" abzufeuern und Putin als den Bösewicht Nr. 1 hinzustellen. Ja, die Tat ist verabscheuungswürdig. Nur weil N. ein Kritiker des Kreml ist, rechtfertigt das in keiner Weise, ihn nach dem Leben zu trachten. Ebenso verabscheuungswürdig ist aber auch, den Kreml (hier Putin) als Schuldigen zu präsentieren, ohne einen eindeutigen Beweis hierfür zu liefern. Gehen wir nur einen kleinen Schritt in der Weltgeschichte zurück, sehen wir, es gibt viele Beispiele, wo durch Lügen und insbesondere manipulative Tricks Katastrophen die Folge waren. Ich erinnere an den Überfall auf Polen und den daraus folgenden 2. WK. Alles basierte auf einer Lüge. Bedauerlicherweise und für mich sehr befremdend ist, dass sich die durch uns gewählten Politiker so verhalten, als ob nur der Kreml für den Giftmordanschlag gegen N. in Frage kommen kann. Mit andern Worten, Putin ist bereit, Systemkritiker zu beseitigen, die seiner Politik gefährlich werden könnten. Es ergibt sich die Frage, woher unsere Politiker die Überzeugung nehmen, dass nur der Verursacher im Kreml sitzen kann. In diesem Zusammenhang ist besorgniserregend, dass immer mehr politische Stimmen, allen voran die Grünen, die Forderung nach Sanktionen gegen Russland erheben, hier den fast abgeschlossenen Bau der Nord- Stream 2 zu stoppen. Wir sollten uns vor Augen halten, wie die USA gegen die Erdgasleitung zu Felde ziehen, nur um ihr schmutzigeres und teureres Gas nach Europa und in die BRD exportieren. Drohungen gegen an Nord- Stream 2 beteiligte Firmen machen dies nicht besser, aber bei entsprechender Wertung kann man zu dem Schluß kommen, auch westliche Geheimdienste könnten die Verursacher des Anchlages auf N. sein. Durch das Festlegen der Verantwortlichkeit erfolgt ein politischer Missbrauch, um den Weg frei zu machen für das umweltschädlichere Fracking -Gas aus den USA. Eine Frage drängt sich mir auf. Warum nimmt Deutschlandsich ganz besonders dieses Falles an? Ich meine damit nicht nur die medizinische Versorgung des N. sondern auch die politische Berichterstattung im Sinne der US- Administration? Es bleibt zu bemerken, dass die USA fast ihr Ziel erreicht haben, eine weitere Zusammenarbeit zwischen Russland und Deutschland zu verhindern.Wie sonst kann es sein, dass die Arbeiten von Nord- Stream 2 nicht fortgeführt werden, obwohl alle Voraussetzungen gegeben sind, diese weiterzuführen.Woher kommt diese Hörigkeit Deutschlands gegenüber den USA? Durch den politischen Missbrauch ist nicht auszuschliessen, dass wir teureres und schmutzigeres Fracking- Gas aus den USA importieren, denn zwei Aufbereitungsterminals sind an der Nordseeküste schon festgelegt. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass es noch politisch verantwortungsbrwußste Kräfte gibt, allen voran unsere Ministerpräidentin Manuela Schwesig. Sie vertritt eine konsequente Haltung in der Frage Nord- Stream 2. Und das in einer Zeit, wo Politiker verschiedener Richtungen alles tun, um die bestehenden Beziehungen zwischen Russland und Deutschland zu boykottieren. Ja, unsere Ministerpräsidentin zeigt Rückgrat und vertritt klar die Landesinteressen. Die Frage ist doch, was hätte Deutschland tatsächlich davon, wenn diese Beziehungen (auch Nord- Stream 2) zum Erliegen kommen? Garnichts und weniger als garnichts. Margarete Thatcher, ehemalige Premierministerin Englands sagte zu ihrer Zeit schon: Wenn man auf Russland spuckt, Russland wischt sich ab, aber wenn Russland spuckt, ertrinkt die ganze Welt. Diese Aussage hat noch heute ihre volle Bedeutung. Ja, um amerikanische Interessen in Europa und in der BRD durchzusetzen, werden Intrigen gesponnen und die Politik missbraucht. Auch unsere Kanzlerin hat in ihrem Wahlkreis vollmundig verkündet, sich nicht von Donald Trump erpressen zu lassen. Kaum in Berlin, hat sie diese Aussage relativiert. Und auch im Bundestag gab es hitzige Debatten um den Weiterbau der Erdgasleitung. Eines weiss ich seitdem genau, die Grünen kann ich nicht wählen. Kann den Politikern noch Vertrauen geschenkt werden? Mir jedenfalls fällt es sehr schwer, da bei vielen Parteien die Unschuldsvermutung bei nicht eindeutiger Beweislage keinen Stellenwert besitzt. Sie halten an der Vorverurteilung fest.
Hans Liesegang
KL Rügen