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Historie – Fallschirmsprung

Der erste reale Fallschirmsprung

Im Jahr 1797, führte André-Jacques Garnerin, der Erfinder des Fallschirms, in Paris den ersten realen Fallschirmsprung aus einem Ballon durch. Schon ein paar Jahre später wiederholte er diese Leistung in Clermont-Ferrand vor einer große Menschenmenge und erregte damit großes Aufsehen.

Am 5. August 1812 veröffentlichte die Zeitung von Puy de Dome folgende Mitteilung: „Herr Garnerin, bekannt für seine zahlreichen Ballonfahrten, wird während der Messe mit seinen merkwürdigen aerostatischen Experimenten, vor dem großen Kaiser Napoleon und unter den Augen des Zaren Alexander von Russland zu sehen sein. …“

Garnerin in Clermont-Ferrand!
Die Begeisterung der Bevölkerung von Clermont war immens, als sie erfuhren, dass der weltweit berühmte Erfinder des Fallschirms, innerhalb der Mauern ihrer Stadt verweilen werde …. Sein Name allein war von solcher Brillanz, dass sich jeder gekrönt sah, wenn er mit diesem Halbgott, der mit einem einfachen Stück Stoff in der Lage war, schwierigste Aufstiege aus dem Ballon zu wagen und das aus schwindelerregenden Höhen, in einem Zuge genannt wurde.

Andre-Jacques Garnerin am 31. Januar 1769 in Paris geboren, unternahm im Jahr 1790 seinen ersten Flug mit einem von ihm selbst konstruierten Heißluftballon. Allerdings wurde seine Bemühungen, mit Ballonfahrten Geld zu verdienen, jäh unterbrochen.
Mit Ausbruch der Revolutions- und napoleonischen Kriege folgte er dem Ruf des Vaterlandes, in dessen Folge er 1794 in Gefangenschaft geriet. Garnerin war beauftragt, Verhandlungen mit den Alliierten, die Frankreich von allen Seiten bedrohten, zu führen. Da die französische Republik von ihren Feinden offiziell jedoch nicht anerkannt war, wurde er drei Jahre lang auf der Festung Buda gefangengehalten. Während der Festungshaft setzte er die Idee eines Fallschirms, zur Flucht, in die Realität um. Leider fand seine Kerkermeister dieses Gebilde … und er mußte nun bis zu seiner Freilassung warten, um seine Idee vollends zu verwirklichen.

Am 22. Oktober 1797 war es dann soweit, er versuchte seinen ersten Fallschirmsprung aus einem Ballon. Der gelehrte Astronom Jérôme Lallande, der dieses miterlebt hatte, schrieb später mit Begeisterung:
„Im ersten Jahr des Brumaire VI* um die 5. Stunde und 28 Minuten des Abend stieg der Bürger Garnerin im Parc Monceau (in südlichen Paris, Anm.d.Redaktion) mit einem Ballon auf. Unter den versammelten Anwesenden herrschte tiefe Stille. Neugier und Besorgnis zeichneten sich in ihren Gesichtern ab. Als der Ballon die Höhe von ca. 350 Metern überschritten hatte, schnitt er (Garnerin) das Seil, das seinen Fallschirm mit dem Ballon verband, durch. Ein heftiger Knall, der Fallschirm schien zu zerreißen, spannte sich auf und Garnerin sank sehr schnell. Während des Öffnens machte Garnerin eine solch beängstigende Pendelbewegung (, welche dem Umstand geschuldet war, das sich am Scheitel seines Fallschirms keine Öffnung befand und die verdichtete Luft über den Rand des Schirms strömte, Anm.d.Redaktion), dass ein Aufschrei des Entsetzens durch die Zuschauerreihen ging, und einigen sensiblen Frauen schlecht wurde.
Garnerin allerdings ging etwas abseits auf einem Feld in der Ebene von Monceau nieder, bestieg dort sein ihm gebrachtes Pferd und kehrte in den Parc Monceau zurück und zeigte sich inmitten der riesigen Menschenmenge, die ihrer Bewunderung für das Können und den Mut des jungen Luftschiffer freien Lauf ließ. Der Bürger Garnerin ist der erste, der diese gefährliche Wagnis durchführte … “
Bild:
Gedenktafel am Parc Monceau in Paris.
Übrigens brachte Garnerin fünf Jahre später auf Anregung dieses Astronoms eine Scheitelöffnung am Fallschirm an.
Die Popularität Garnerin´s wuchs mit jedem neugewagten und geglücktem Fallschirmsprung und somit war seine Ankunft in Clermont-Ferrand ein wahrer Triumph.

Um die Bevölkerung zu beruhigen wurde der Fallschirm in den Gärten des Grand Seminar zur Besichtigung aufgespannt. Dies sprach sich bis ins letzte Schlafzimmer herum, und ganz Clermont „stürzte“ in den Garten des Priesterseminars, wo es für den Preis von 2 Franc möglich war, dem Absprung aus dem Ballon beizuwohnen. Auch wenn auf der Messe von Clermont erstmals Phosphorfeuerzeuge und neuartige Vorhängeschlösser zu bestaunen waren … neben Garnerin´s Fallschirmsprung aus dem Ballon wurde das alles zur Nebensache.

Garnerin starb am 18. August 1823 bei einem Unfall beim Füllen eines Ballons in Paris, bei welchem er von einem Balken am Kopf getroffen wurde.

Seine Frau Jeanne-Genevieve Garnerin, geb. Labrosse war die erste weibliche Fallschirmspringerin und hatte am 12. Oktober 1799 als erste Frau der Welt einen Fallschirmsprung absolviert. Sie sprang aus 900 m und ein einziges Mal in England aus 8.ooo feet (2.438 m) Höhe ab . Später setzte Garnerin´s Nichte Elise Garnerin diese Tradition fort.

*) Der Brumaire (deutsch auch Nebelmonat) ist der zweite Monat des Republikanischen Kalenders der Französischen Revolution. Er folgt auf den Vendémiaire, ihm folgt der Frimaire. Der Name ist vom Französischen brume (Nebel) abgeleitet. Der Brumaire ist der zweite Monat des Herbstquartals (mois d’automne). Er beginnt etwa am 22. Oktober und endet etwa am 21. November.

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