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Geheime Spionagezentren

2024-03-07 22:43
von Thomas

Die USA haben entlang der ukrainischen Grenze zu Russland ein Netzwerk aus bis zu 14 geheimen Abhörzentren aufgebaut. Formal betrieben werde es von der Ukraine, aber die Finanzierung und die Ausstattung seien »zu 110 Prozent« aus den USA gekommen, zitierte die New York Times einen ukrainischen Offizier. Der Ende Februar im Umfeld des zehnten Jahrestags des »Euromaidans« erschienene Beitrag beschreibt, wie die neue politische Führung der Ukraine sich praktisch vom ersten Tag an den US-amerikanischen und britischen Geheimdiensten angedient hatte.

Eine Schlüsselrolle habe dabei der von der faschistischen »Swoboda«-Partei an die Spitze des ukrainischen Geheimdienstes delegierte Walentin Naliwajtschenko gespielt. Er habe gleich in seiner ersten Nacht im Amt Vertreter der CIA und des MI6 in sein Büro gebeten und um Ausstattungs- und Ausbildungshilfe ersucht. Bedingung der USA für eine engere Zusammenarbeit sei gewesen, dass die Ukraine ihnen Informationen aus und über Russland liefere. Das sei geschehen; in den ersten Monaten der Zusammenarbeit hätten US-Geheimdienstler bei Treffen mit der ukrainischen Seite »Rucksäcke voller Dokumente« mitbekommen, heute sind es demzufolge volle Server. Es sei soviel Material gewesen, dass die CIA-Residentur in Kiew mit der Verarbeitung überfordert gewesen sei.

Nach ukrainischen Angaben werden aus den grenznahen Basen auch russische Satelliten gehackt und/oder abgehört. Entscheidend aber sei der ukrainische Vorteil bei der Rekrutierung menschlicher Mitarbeiter. Der ukrainische General Walerij Kondratjuk, der für die ukrainische Seite der Partnerschaft lange federführend war, wird mit den Worten zitiert, die eigenen Agentenwerber der USA und Großbritanniens seien in Russland so »verbrannt«, dass es für russische Informanten zu riskant sei, mit ihnen zusammenzuarbeiten; ein Russe und ein Ukrainer könnten sich dagegen immer »auf ein Bier treffen«.

Der Text der US-amerikanischen Zeitung tendiert dazu, die Rolle Washingtons herunterzuspielen. So habe die US-Seite sich ausbedungen, dass Informationen der CIA nicht für tödliche Anschläge verwendet werden dürfte. Dies wurde aber von ukrainischer Seite nicht eingehalten; so sind nach dem Bericht die Anschläge auf die zwei bekannten Donezker Milizkommandeure »Motorola« und »Giwi« mit direkter Unterstützung westlicher Dienste verübt worden. Erst als russische Agenten ihrerseits begonnen hätten, in Kiew Anschläge auf gegnerische Geheimdienstler zu verüben, hätten die US-Amerikaner Bedenken bekommen, ob die Sache nicht aus dem Ruder laufen – und ihr eigenes Personal in Kiew gefährden – könnte. Beendet wurde die Zusammenarbeit trotz gelegentlicher Konflikte aber trotzdem nicht, und seit Kriegsbeginn seien für die USA ohnehin alle Hemmungen gefallen, schreibt die NYT.

Die Abhörbasen sind laut dem Bericht schon seit 2016, also lange vor der Eskalation des Krieges, gebaut worden. Ihre Existenz ist wohl auch Russland nicht verborgen geblieben, weder vor dem Krieg, als Wladimir Putin die Operation öffentlich damit begründete, dass Großbritannien und die USA die Ukraine zu einem antirussischen Vorposten ausgebaut hätten, noch im Krieg, als die überirdischen Teile dieser Anlagen durch russische Luft- und Raketenangriffe zerstört worden seien. Das Herz des Spionagenetzwerks liege aber in unterirdischen Bunkern inmitten dichter Wälder und sei somit schwerer zu treffen. Indirekt kommt hier auch die Bundesrepublik ins Spiel, indem am Rande erwähnt wird, dass ein »deutsches Luftabwehrsystem« mindestens einen dieser Stützpunkte sichere.

Vor dem Hintergrund dieser Informationen werden in der Ukraine zirkulierende Gerüchte plausibel, wonach Russland entlang der Grenze zur Region Sumi im Nordosten der Ukraine eine Truppenkonzentration für eine neue Offensive in Richtung Kiew aufbaue. Wahrscheinlich ist dort auch ein räumlicher Schwerpunkt der Spionageanlagen, weil nur dort die in dem US-Bericht erwähnten dichten Wälder vorkommen.

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