Mythos & Legende
Verhängnisvolle Prioritäten
Es war wieder die Zeit der Ankunft der „frischgebackenen“ Leutnants in den Truppenteilen. Dieses mal war auch das FJB dran, und da es ja den Status einer Eliteeinheit der NVA hatte, musste ja in den nächsten Minuten ein „Prachtexemplar“ von einem Leutnant an die Tür des Kommandeurs klopfen … die Zeit war ran. An der Tür des Chefs rührte sich aber nichts.
Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Lange hielt es der Kommandeur nicht auf seinem Stuhl aus. Man ließ ihn nicht warten, zumal er auch nicht lange auf sich warten ließ, vor allem wenn´s um „Stichkontrollen“ ging. Etwas mürrisch begab er sich auf die Suche und wurde auch schnell fündig, denn man hatte einen „Neuen“ in Richtung der Dienstzimmer gehen sehen. Zum Glück gab es da nicht viele Möglichkeiten.
Als unser Kommandeur die Tür des vermuteten Zimmers öffnete, gewahrte er einen jungen Leutnant, der selbstvergessen die Wände mit den „Trophäen“ seiner sportlichen Laufbahn „dekorierte“ – aber ihn nicht wahrnahm. Das etwas heftige „Räuspern“ des Chefs muss wie ein Blitz eingeschlagen sein. Drehung – Ehrenbezeigung (gab es zur ohne Kopfbedeckung nicht, lag wohl an der Aufregung) und Meldung waren eins. ´Die Reflexe stimmen schon mal´, so die ersten Gedanken des „Alten“. Allerdings stimmte ihn die Beantwortung seiner ersten Frage schon wieder missmutig.
Befragt, ob er denn schon seine Gefechtsbereitschaft hergestellt habe, antwortete ihm der „Jungleutnant“ etwas kleinlaut, dass er dies als nächstes vorgehabt habe. Da war unser Kommandeur kurz davor, dass ihm – entschuldigt die deutliche Sprache – der Ar… platzt, aber was zeichnete einen guten Kommandeur aus … Contenance.
Ohne die Stimme zu erheben, erklärte er dem „Neuankömmling“ in welchem Truppenteil er gelandet war und hier das A und O die Gefechtsbereitschaft jedes einzelnen ist. Seine Ausführungen endeten mit dem Satz: „Sie haben fünf Minuten Ihre Gefechtsbereitschaft herzustellen und melden sich dann in meinem Dienstzimmer“ und verließ den Raum. Aber im Türrahmen stehend drehte er sich noch einmal um, besah sich die Wände … „Ich gebe ihnen sieben Minuten, stellen sie das Zimmer wieder in seinen ´Urzustand´ her!“, und verschwand.
Leider wurde nie bekannt, welche Gedanken sich in diesem Moment im Kopf des jungen Leutnants „überwarfen“, aber das dieses erste Zusammentreffen mit ihm unseren Kommandeur ärgerte, bekam der erste, der ihm im Objekt über den Weg lief, zu spüren …. aber das ist wieder eine andere Geschichte!
Eine von vielen zeitlosen „Geschichten“,
die heute noch an jedem Feuer zu hören ist
und wohl auch noch von unseren Enkeln
erzählt werden wird.