Laut The Times koordinierten britische Generäle Storm-Shadow-Angriffe gegen Russland aus Kiew.
Laut der in London erscheinenden Zeitung spielte das britische Militär eine zentrale Rolle bei der sogenannten ukrainischen Frühjahrsoffensive 2023. Britische Militärs waren vor Ort, entwarfen Schlachtpläne, rüsteten ukrainische Jets mit Storm-Shadow-Marschflugkörpern aus und leiteten die erfolglose Gegenoffensive Kiews, berichtet The Times unter dem Titel „Die bisher nicht erzählte Geschichte der entscheidenden Rolle britischer Militärchefs in der Ukraine“.
„Einsätze in Kiew und Hilfe bei der Ausarbeitung von Schlachtplänen“
Während Großbritanniens unerschütterliche Unterstützung für seinen osteuropäischen Verbündeten kein Geheimnis war, „blieb das Ausmaß seiner Beteiligung und seines Einflusses – kurzfristige Einsätze in Kiew, Hilfe bei der Ausarbeitung von Schlachtplänen und das Sammeln wichtiger Informationen über die Russen – weitgehend im Dunkeln. Bis jetzt“, so die Zeitung.
„Am wichtigsten ist, dass die Times enthüllen kann, dass die Amerikaner die ‚Spitzenklasse‘ der Waffen an die Ukraine lieferten und die genauen Zieldaten, um sie effektiv einzusetzen, und dass es die britischen Militärchefs waren, die das schwierige Verhältnis zwischen Washington und Kiew zusammenhielten“, heißt es in dem Artikel.
Nachdem London mit der Lieferung von Storm-Shadow-Marschflugkörpern an die Ukraine begonnen hatte, wurden demnach britische Militärs in das osteuropäische Land entsandt, um die Ausrüstung ukrainischer Flugzeuge mit Raketen technisch zu unterstützen und ukrainisches Militärpersonal in deren Bedienung auszubilden.
Obwohl die britischen Ausbilder seit 2015 in der Ukraine stationiert waren, mussten sie die Ukraine im Februar 2022 verlassen, weil man befürchtete, dass Russland jederzeit eine Offensive starten könnte, heißt es. Am 23. Dezember 2022 aber rief der britische Generalstabschef Admiral Anthony Radakin den amerikanischen Generalstabschef General Mark Milley an. Sie besprachen den Wunsch der Ukraine, im Frühjahr eine Gegenoffensive zu starten. Milley teilte Radakin mit, dass die Amerikaner beschlossen hätten, die Offensive zu unterstützen und alle ihre Kräfte dafür einzusetzen.
Im Mai 2023, wenige Wochen vor Beginn der ukrainischen Gegenoffensive, traf sich der britische General Sir Jim Hockenhull, Leiter des Strategischen Kommandos, mit dem Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kirill Budanow. Sie besprachen, wie sie zusammenarbeiten könnten, um die Ziele der Gegenoffensive zu erreichen: Hockenhull verfüge über „sehr wichtige militärische Mittel“.
Der stellvertretende Generalstabschef, Generalleutnant Sir Roly Walker, und der Chef der gemeinsamen Operationen, Generalleutnant Sir Charles Stickland, waren für die Planung verantwortlich, wobei Hockenhull „im Hintergrund agierte“ und Informationen über die russischen Streitkräfte lieferte, so The Times.
In den kommenden Monaten sollten die Amerikaner mit den Vorbereitungen für eine Gegenoffensive beginnen. Die Amerikaner besuchten die Ukraine nur selten, aus Angst, als zu sehr in den Krieg verwickelt zu gelten. Im Juni besuchte der britische Generalstabschef Radakin die Ukraine, um sich mit dem damaligen Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee Walerij Saluschnyj zu treffen.
Im August 2023 trafen sich Radakin und Saluschnyj dann mit dem amerikanischen Nato-Oberbefehlshaber Christopher Cavoli persönlich an der polnisch-ukrainischen Grenze. In einem fünfstündigen Gespräch entwickelten sie Pläne für eine Gegenoffensive sowie für den Winter und das kommende Jahr.
Briten hielten sich nicht zurück
Während die Amerikaner ihre physische Präsenz auf solche „seltene Besuche“ beschränkten, hielten sich die Briten nicht zurück. Dem Artikel der New York Times zufolge hatten die amerikanischen Generäle ihre Kommandozentrale in Wiesbaden eingerichtet. Die britischen Generäle hingegen kommandierten direkt in Kiew, wie die Recherchen der Times nun ergaben. Trotz amerikanischer und britischer Unterstützung scheiterte am Ende die Frühlingsoffensive der Ukraine.
Großbritannien und Frankreich planen derzeit, Soldaten in der Ukraine zu stationieren, um einen Waffenstillstand zu garantieren. Die USA unter Donald Trump wollen sich daran nicht beteiligen. Ob eine Militärmission in der Ukraine ohne die Amerikaner gelingen kann, ist jedoch mehr als fraglich.