Rohstoffabkommen mit den USA: Über welche Seltenen Erden die Ukraine verfügt
Am Mittwoch haben Washington und Kiew eine von US-Präsident Donald Trump stark beworbene Vereinbarung unterzeichnet, die den USA einen bevorzugten Zugang zu neuen Investitionsprojekten zur Erschließung der natürlichen Ressourcen der Ukraine gewährt.
Das Dokument wurde von US-Finanzminister Scott Bessent und der ukrainischen Wirtschaftsministerin Julia Swiridenko unterzeichnet, die nach Washington gereist war.
Die Verhandlungen über die Vereinbarung liefen seit Anfang Februar, was für das wachsende Interesse am Thema Seltene Erden sorgte.
Bei dem Begriff Seltene Erden handelt es sich um eine Gruppe von 17 Metallen. Sie sind in der Energietechnik, der Mikroelektronik, der Metallurgie, dem Maschinenbau, den wissenschaftsintensiven und nuklearen Technologien, einschließlich der Herstellung von Waffen, Luft- und Raumfahrtausrüstung und medizinischen Geräten, gefragt. Es gibt keine brauchbaren Ersatzstoffe.
Nach Angaben des ukrainischen Instituts für Geologie verfügt das Land über Vorkommen von 22 der 50 von den USA als kritisch eingestuften strategischen Mineralien und über 25 der 34 von der EU als kritisch eingestuften Mineralien. Vor allem bei fünf wichtigen Rohstoffen sei die Ukraine in einer sehr wettbewerbsfähigen Position: Grafit, Lithium, Titan, Beryllium und Uran, so die Behörde.
Weiter heißt es, die Ukraine verfüge über Seltene Erden wie Lanthan und Cer, die in Fernsehern und Beleuchtungsanlagen verwendet werden, Neodym, das in Windturbinen und Elektroautobatterien verwendet werden, sowie Erbium und Yttrium, deren Einsatzmöglichkeiten von der Kernkraft bis zur Herstellung von Lasern reichen.
Das Land verfüge über eine der größten bestätigten Lithiumreserven Europas, die auf 500.000 Tonnen geschätzt würden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf den Staatlichen Geologischen Dienst der Ukraine. Neben der Herstellung von Batterien wird Lithium auch bei der in der Keramik- und Glasproduktion verwendet.
Nach Angaben des ukrainischen Instituts für Geologie habe das Land 1 Prozent der weltweiten Reserven von Lithium.
Die Titanreserven des Landes befänden sich vor allem im Nordwesten und im Zentrum des Landes, während Lithium im Zentrum, im Osten und im Südosten vorkomme, so Reuters weiter. Die ukrainischen Grafitreserven, ein wichtiger Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge und Kernreaktoren, machten 20 Prozent der weltweiten Ressourcen aus. Die Vorkommen befänden sich im Zentrum und im Westen des Landes.
Bergbauanalysten und Wirtschaftsexperten zufolge verfügt die Ukraine derzeit über keine kommerziell betriebenen Seltenerdminen, berichtet die Agentur.
Derzeit ist China der weltweit größte Produzent von Seltenen Erden und vielen anderen wichtigen Mineralien.
Reuters weist darauf hin, dass rund 40 Prozent der ukrainischen Metallressourcen (Stand 2024) sich unter russischer Kontrolle befänden. Russland kontrolliere mindestens zwei ehemalige ukrainische Lithiumlagerstätten – eine in Donezk und eine weitere im Gebiet Saporoschje. Kiew kontrolliert immer noch Lithiumvorkommen im Gebiet Kirowograd.
Nach Angaben der Agentur S&P Global Commodity Insights stütze sich die Ukraine ausschließlich auf sowjetische Schätzungen der Seltenerdmetallreserven. Diese geologischen Erkundungsarbeiten seien hauptsächlich in den 1960er- und 1980er-Jahren durchgeführt worden. "Leider gibt es keine moderne Bewertung der Seltenerdmetallvorkommen", sagte Roman Opimach, ehemaliger Generaldirektor des staatlichen ukrainischen Dienstes für Geologie, der Agentur. "Und es gibt immer noch Beschränkungen, diese Informationen zu veröffentlichen."
Das Dokument wurde von US-Finanzminister Scott Bessent und der ukrainischen Wirtschaftsministerin Julia Swiridenko unterzeichnet. "Ich freue mich, die heutige Unterzeichnung des historischen Wirtschaftspartnerschaftsabkommens zwischen den USA und der Ukraine zur Einrichtung des Investitionsfonds für den Wiederaufbau der Ukraine bekannt geben zu können", so Bessent.
Ihm zufolge sei diese Vereinbarung "ein klares Signal" an den Kreml, dass Washington "sich für einen Friedensprozess einsetzt, in dessen Mittelpunkt eine freie, souveräne und prosperierende Ukraine steht". Bessent fügte hinzu, dass "kein Staat und keine Person", die den russischen militärisch-industriellen Komplex unterstützt hätten, "vom Wiederaufbau der Ukraine profitieren dürfen."
Swiridenko, die nach Washington gereist war, um das Dokument zu unterzeichnen, erklärte ihrerseits, dass gemäß den Bedingungen des Abkommens "das volle Eigentum und die Kontrolle" bei der Ukraine verblieben.
Sie nannte auf X die wichtigsten Bestimmungen des Abkommens:
- Alle Ressourcen auf dem ukrainischen Territorium und in den Hoheitsgewässern gehören der Ukraine.
- Das Dokument sieht eine gleichberechtigte Partnerschaft vor. Der Fonds wird gemeinsam von der Ukraine und den USA verwaltet. Keine der beiden Seiten wird eine dominierende Stimme haben.
- Die Vereinbarung sieht keine Änderungen im Privatisierungsprozess oder in der Verwaltung staatlicher Unternehmen vor – sie werden weiterhin der Ukraine gehören.
- Das Abkommen enthält keine Schuldenverpflichtungen der Ukraine gegenüber den USA.
- Es ändert nicht den Kurs der europäischen Integration der Ukraine.
- Im Rahmen der Vereinbarung werden die USA der Ukraine dabei helfen, Investitionen und Technologien aus den USA, der EU und von anderen internationalen Partnern anzuziehen.
- Der Fonds wird in Förderprojekte für kritische Materialien, Öl und Gas sowie in die entsprechende Infrastruktur und Verarbeitung investieren.
Außerdem erklärte Swiridenko, dass Washington in der Lage sein werde, durch andere Hilfeleistungen, wie die Lieferung von Luftabwehrsystemen, zu dem Fonds beizutragen. "Zusätzlich zu den direkten finanziellen Beiträgen kann es auch NEUE Hilfe leisten – zum Beispiel Luftabwehrsysteme für die Ukraine", schrieb sie auf X.