Russlands Außenaufklärung: Nord-Stream-Anschlag direkt von angelsächsischen Geheimdiensten verübt
Nordstream 1 und 2, die beiden Pipelines auf dem Grund der Ostsee, über die günstiges Erdgas aus Russland nach Deutschland geliefert werden sollte, wurden unter unmittelbarer Beteiligung professioneller Saboteure aus angelsächsischen Geheimdiensten gesprengt. Entsprechende Daten lägen dem Sluschba Wneschnei Raswedki Russlands Auslandsnachrichtendienst, vor. Die russische Nachrichtenagentur TASS zitiert den Leiter des SWR, Sergej Naryschkin, der bei einer Konferenz der Leiter der Aufklärungsdienste und Sicherheitsorgane der GUS-Staaten in Moskau hierzu eine Erklärung abgab. Er sagte:
"Dass der Westen den internationalen Terrorismus als Werkzeug zu geopolitischen Zielen benutzt, ist lange bekannt.
Doch westliche Geheimdienste scheuen sich auch nicht davor, selbst auf terroristische Methoden zur Bekämpfung ihrer Gegner zurückzugreifen.
Hierzu sei nur die Sprengung der beiden Erdgas-Pipelines Nordstream erwähnt: Der Außenaufklärungsdienst verfügt über Information über die unmittelbare Beteiligung von professionellen Saboteuren aus den Reihen angelsächsischer Geheimdienste an diesem Terroranschlag."
Welche der "angelsächsischen" Staaten nun genau ihre Saboteure zu diesem Anschlag laut Daten des SWR beordert haben sollen, präzisiert Naryschkin nicht. Er weist aber sehr transparent auf die USA hin, und zwar wegen der wirtschaftlichen Vorteile, die sich für die Vereinigten Staaten aus den Folgen des Anschlags ergeben haben. So erinnerte er daran, dass Nordstream ein gemeinsames russisch-europäisches Projekt war, das auf die unterbrechungslose, zuverlässige Versorgung Europas mit preiswertem Erdgas aus Russland abzielte:
"Russland baute die Nordstreams zusammen mit konstruktiv eingestellten Europäern auf – doch die Angelsachsen haben sie gesprengt.
Dabei war die Zerstörung der Nordstreams eine fixe Idee, von der nicht nur die demokratische, sondern auch die republikanische Regierung der USA vereinnahmt war."
Seit dem Anschlag im Jahr 2022 wurde Flüssigerdgas, das die USA mittels Tankern weltweit liefern, auch auf dem europäischen Markt konkurrenzfähig, da die Preise für dieses Gut gleich darauf stark angestiegen sind und seitdem hoch bleiben.
Bisher ist der Gedanke, dass die Sprengung der beiden Erdgas-Magistralleitungen von den USA mit ausgeführt worden sei, lediglich als dringender Verdacht geäußert worden. Gestützt von der Tatsache, dass Washington weltweit der einzige Akteur ist, der sowohl die Mittel für einen solchen Sabotageanschlag hat, als auch gleichzeitig Nutzen aus dem Ausfall der Röhren schlagen kann. Und darüber hinaus finden sich noch weitere, sehr zahlreiche und schwerwiegenden Nebenindizien dafür.
Daten darüber vorliegen zu haben, dass die USA und Großbritannien die Auftraggeber und Organisatoren gewesen sind, hatte der russische Auslandsnachrichtendienst allein in diesem Jahr zwar mehrfach erklärt.
Doch Daten zu einer unmittelbaren Beteiligung welcher Akteure auch immer an dem eigentlichen Sabotageakt beschafft zu haben, hatte Moskau bisher nicht behauptet.
Weiterhin wirft Naryschkin den Akteuren USA, Großbritannien und NATO vor, in den ehemaligen Sowjetrepubliken weitflächig radikale Nationalisten zu fördern – diese sollen, das ukrainische Maidan-Szenario wiederholend, gewaltsam westhörige und russlandfeindliche Regimes an die Macht putschen:
"Gemeint ist das Anfachen eines engstirnigen Dorfnationalismus unter dem Vorwand der Stärkung der nationalen Identität, sowie das Drängen auf eine Integration in den Westen.
Es gehen Daten ein, laut denen US-amerikanische und europäische Geheimdienste in stetem Kontakt mit nationalistischen Bewegungen und Parteien auf dem Raum der Gemeinschaft der Unabhängigen Staaten stehen."
Die Putschszenarien selbst würden sowohl in Washington als auch in London und Brüssel entwickelt, betonte der SWR-Chef.
Am weitesten fortgeschritten sei ihm zufolge die Vorbereitung eines Staatsstreichs in Weißrussland, Russlands Partner im Unionsstaat. Diesen Putsch organisiere der britische Geheimdienst MI-6 für die Zeit der anstehenden Präsidentschaftswahlen in Weißrussland. Er solle von der weißrussischen rechtsradikalen Terrormiliz Kostus-Kalinowski-Regiment durchgeführt werden, die momentan im Ukraine-Krieg auf Kiews Seite kämpfe, informierte Naryschkin.
Obwohl es naheliegt, dass diese Miliz mit Kampferfahrung bei dem geplanten Putsch in Weißrussland wahrscheinlich gewaltsam vorgehen wird, sollen das die Agenten der britischen und der US-Geheimdienste in den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken allem Anschein nach nicht, betonte Naryschkin. Seinen Aufklärungsdaten zufolge seien in den Zielländern Strukturen gegründet beziehungsweise eingeschleust worden, die weniger direkt vorgingen – wohl, damit ihre Aktivitäten länger unentdeckt bleiben und nicht unterbunden werden:
"Den Partner-NGOs und -Massenmedien wurde mit diesem Ziel der Auftrag gegeben, gefälligst nicht mehr so geradeheraus zu handeln – sondern die Akzente auf die sogenannte Dekolonisierung zu setzen, örtliche Größen in den Bereichen Wissenschaft und Kultur sowie Urbanisten und Menschenrechtsschützer aktiver zur Kooperation anzuwerben."
Überhaupt sei in Eurasien ein ganzes Netzwerk westlich finanzierter und betreuter Informations- und Analyseplattformen sowie Medien aktiv, die allesamt eine russlandfeindliche, aber auch eine chinafeindliche Agenda förderten. Er unterstrich hierbei das ziemlich holzhammermäßige Vorgehen dieses Netzwerks:
"Wie veraltet und unzeitgemäß diese Agenda auch ist – reich bemessene Finanzierung erlaubt solchen Strukturen dennoch, aktiv weiterzumachen."
Noch einmal weitaus schwerwiegendere Vorwürfe gegen die USA und ihre Verbündeten, auch in diesem Fall vornehmlich "Angelsachsen", hat indes Naryschkins Kollege von Russlands Inlandsnachrichtendienst FSB vorzulegen – Alexander Bortnikow. Im Verlauf derselben Konferenz verkündete er:
"Die Angelsachsen stacheln Kiew unterschwellig zu einer überaus gefährlichen Eskalation an – nukleare Terroranschläge durchzuführen und eine schmutzige Bombe anzufertigen."
Den Vorwurf an Washington und Co., internationalen Terrorismus zur Verfolgung geopolitischer Ambitionen auszunutzen, teilt Bortnikow mit Naryschkin – und er betont die gefährliche Komplizenschaft der ukrainischen Geheimdienste:
"Besondere Besorgnis rufen Versuche ukrainischer Geheimdienste hervor, Anschläge gegen russische militärische und zivile Objekte im Ausland zu organisieren – sowie ihre Beteiligung an der Ausbildung von Kämpfern und Terroristen zwecks Sturz von Regimen und Beseitigung politischer Führungspersönlichkeiten, die ihren westlichen Herren unliebsam sind."
Das ultimative Ziel hierbei beschränke sich nicht auf die Ukraine, sondern bestehe darin, den gesamten GUS-Raum ins Chaos zu stürzen, um ihn zu einer Quelle billiger Ressourcen für den Westen zu machen, erklärt der FSB-Leiter.
Nicht zuletzt von derartigen Beobachtungen ausgehend, hat SWR-Chef Naryschkin für den Ukraine-Konflikt erklärt, dass Russland jegliche Beilegunsszenarien kategorisch ablehne, gemäß denen der Krieg "eingefroren" werden solle, ob nach der Art des Waffenstillstands im Korea-Krieg oder auf sonstige Weise.