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´ne echte Sauerei

„Es war vor nun mehr 110 Jahren, ich war damals gerade 12 Jahre alt …“, so ähnlich beginnt der alte Indianer in dem amerikanischen Western Little Big Man die Erzählung seiner Lebensgeschichte. Die kleine Episode, die ich erzählen möchte hat sich vor nun mehr 40 Jahren zugetragen, und ich war damals 20 Jahre alt … oder besser jung? Ist doch Scheißegal, Manne … (Zwischenruf von gegenüber.) … Erzähl´ endlich!

1971 … irgendwann fahren wir ins Sommerfeldlager. Es geht nach Briest bei Brandenburg. In der Nähe liegt ein Hubschraubergeschwader der NVA.

Wasser … Sand … Kiefern und … Moor. Im Zentrallager befinden sich der Stab, der STZ und der UAZ.  Wir schlafen in Zelten und (fr)essen aus dem Kochgeschirr. Die FJKs befinden sich in der Nähe.
Unser Lager liegt gut im Wald versteckt. Das hat aber keine Bedeutung, denn es wird etwas ganz Neues eingeführt … Lagerfunk! Zweimal am Tag werden wir berieselt. Am Morgen … mit den anstehenden Aufgaben und … am Abend mit deren Auswertung.
Die tägliche Ausbildung wird von einem Offizier aus dem Kdo.LaSK kontrolliert … Oberstleutnant Militz. Ein schneidig-zackiger Offizier, der mich ein bisschen an einen von damals erinnert …?! Er ist wohl verantwortlich für die Ausbildung der Fallschirmjäger, zumindest soll er deren Ausbildung kontrollieren.  Und wo lässt die sich am besten kontrollieren? Natürlich in der bataillonsinternen Kaderschmiede, dem UAZ! Das bedeutete für uns, Sackstand von 05.55 Uhr bis 22.15 Uhr!

An dieser Stelle reiße ich mich mal aus meinen Gedanken! Oberstleutnant Militz prägte in diesem Lager einen Satz oder Slogan … Wer weiß, was er sagte? Wer war dabei, wer kann sich erinnern?

Zum Fallschirmspringen fahren wir nach Schönhagen in die dortige Flieger-Schule der GST. Der UAZ bleibt eine Woche dort, die FJKs kommen, springen und hauen wieder ab.  
Im Lager Briest ist Einsatzgruppen-Taktik angesagt! Tag und Nachtausbildung! Es gibt MTAs und es wird gelaufen … unheimlich viel gelaufen.  Bei einer MTA stoßen wir zufällig auf eine Sturmbahn auf der gerade „Mucker“ geschliffen werden. So sind wir jeden Tag unterwegs. Bei einem dieser „Ausflüge“ hat sich eine Geschichte zugetragen, über die meine Kameraden heute noch lachen … wenn ich sie erzähle … 

Wir wurden früh raus geschmissen, empfingen Platzpatronen und Imitationshandgranaten. Es ging um eine bewachte Eisenbahnbrücke. Man hatte uns aus der guten alten Tante „LO 1800″, ca. 10km vom Lager entfernt, abgesetzt. Die Brücke befand sich zwischen unserem Absetzpunkt und dem Lager. Außer meiner Gruppe waren noch die beiden anderen Gruppen des UAZ unterwegs.
Es war früher Vormittag. Wir bewegen uns also gefechtsmäßig … im Hinterland des Gegners … durch den Busch. Langsam lichtet sich der Wald – vor uns ein Dorf, nur ein Nest, paar Häuser bloß und ein Bauernhof. Von der Seite, von der wir uns annähern, ist dieser Bauernhof von einer roten, verwitterten Backsteinmauer eingegrenzt … ca. 1,5m hoch.
Ich kann sehen wie der Sicherungstrupp auf die Wand zu läuft. Zeichen – wir hocken uns hin und ich sehe, wie einer von den beiden über die Mauer schaut. Der andere guckt auch rüber … beide lachen hocken sich wieder hin – winken uns leise lachend ran. Zeigen uns an, leise zu sein. Wir also hin, hocken uns auch hinter die Mauer.
Ich schaue vorsichtig rüber und … sehe folgendes: Kleiner Bauernhof, mitten auf dem Hof ein Schwein. Das Schwein ist mit einer dünnen Leine an eine alte Erntemaschine angebunden. Hinter dem Schwein ein Eber … hinter dem Eber … der Bauer mit einem Stock (oder ´ner Gerte) in der Hand.
Jedenfalls sollte nun der Eber … auf die Sau. Und der Bauer treibt den Eber an … schlägt ihn immer auf´s Hinterteil: „Nu mach´ schon … mach … mach … Nu los!“
Was der Bauer nicht sieht … sind die acht Augenpaare, die mit ganz verklärtem Blick über die Mauer starren und nicht fassen können, dass der Eber diese Chance nicht nutzen will. (Sie sind sich sicher, solch eine Chance nie ungenutzt zu lassen!) Es ist völlige Ruhe, nur der Bauer ist zu hören. „Nu mach´ doch endlich, nu los!“ Das geht so 5 … 10 … 15 … Minuten – schnuppern und … das war’s. Und wir, hautnah dabei, glotzen über die Mauer auf den Bauernhof. Doch … plötzlich springt der olle Schweine-Bock auf die Sau. Nur, die Sau steht nicht still.
Jetzt schlägt der Bauer auf die Sau ein … damit die ruhig stehen bleibt. Endlich ist es soweit … der Fisch ist drin. Der Bauer grinst glücklich! Da lädt der Ufw. Manne S. … ganz leise … seine Maschinenpistole durch und … lässt – in diese vormittägliche Bauernhofs-Idylle – einen etwas längeren Feuerstoß gucken.
Beide, Bauer und Sau, legen einen sauberen 80-cm-Sprung aus dem Stand hin. Der Bauer lässt den Knüppel fallen, die Sau reist den Strick durch und rennt über den Hof … und hinten hängt der olle Eber drauf und weiß gar nicht so recht was los. Mit einmal ein Geschrei in dem ganzen Nest. Wir die Köpfe eingezogen und ab in den Wald zurück … Wir konnten uns vor Lachen nicht mehr halten.

Das war eines der wenigen, schönen  Erlebnisse, die ich während einer MTA hatte. Aber das Lachen sollte mir noch vergehen, nur ahnte ich das zu dem Zeitpunkt noch nicht. Euer Manne Sagan

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