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Vorkommnis 1

Mein wildestes „BESONDERES VORKOMMNIS“ 

Im Sommer 1986 ging es mir besch … (eiden schlecht). Zu dieser Zeit war ich Oberoffizier im Stab, und da wir praktisch kaum zu Hause waren sondern irgendwo im Gelände, ging zu Hause fast nichts mehr.
Sollte ich wirklich mal mit beiden Kindern und meiner Frau an einem Tisch sitzen, und ich erzählte ´was, dann fragte die Kinder ihre Mutter: „Was meint denn der Vati“. Sie hatten keine Ahnung von was ich sprach, sie verstanden es nicht – ich war eben keine Bezugsperson mehr. Was ich schon gar nicht wusste, meine Frau hatte sich einen Freund angeschafft, der täglich verfügbar war. Sie wollte so nicht mehr weiter leben. Aber so lief es in dieser Zeit bei vielen Offizieren. Heute lachen meine Frau und ich drüber und freuen uns auf die Silberhochzeit.
Hinzu kam, dass ich Zielscheibe eines Vorgesetzten  war – heute würde man von Mobbing sprechen. Nicht den kleinsten Fehler konnte ich mir leisten.

Wir waren gerade aus dem Bergsteigerlager ins Sprunglager nach Burg gekommen und der Kommandeur überraschte alle am folgenden Wochenende mit einer kollektiven Belobigung … Aufsitzen – ab nach Hause. Zurück blieben Wache und Küche in minimalster Besetzung … sowie Major F. und meine Person.

Scheißwochenende … was machen!? Als erstes ließen wir uns Samstagabend mit dem Trabbi-Kübel nach Schermen ins Sportlerheim fahren. Gleich so wie wir waren … im Feld ergrautem Kampfanzug. Zwei „Exoten“ auf der Flucht, aber zum Glück waren Fallschirmjäger dort nicht unbekannt.
Man war an die Schirme am Himmel war man gewöhnt und auch daran, dass so manches mal einer auf ein schnelles Bier vorbei „zischte“, lag die „Tränke“ doch direkt an der Laufstrecke.
In der Kneipe waren die örtlichen „Stammtrinker“ versammelt und hatte im Laufe des  Tages schon fleißig getankt, so dass es uns beiden nicht schwer fiel, die Jungs unter den Tisch und unseren eigenen Frust weg zu saufen. Zum Feierabend hin waren nur noch der Kneiper, dessen im Minutentakt immer hübscher werdende Wirtin und wir im Stadium der Ansprechbarkeit … und da passierte es …

Es kam zu einer folgenschweren Wette. Möglicherweise kam sie zustande, weil wir Fallschirmjäger – uns gegenseitig übertrumpfend – irgendwie bei der Wirtin landen wollten. Schließlich waren wir auch nur Männer! Heute fasse ich mich an den Kopp … aber auf so ´was kommt man nur im Suff:
Sonntagvormittag, in der Halbzeitpause des obligatorischen Fußballspiels, wollten wir mit der AN-2 unter der Hochspannungsleitung durch und über das Spielfeld hinweg fliegen, wobei ich in der offenen Tür auf der Schulter des Majors sitzen sollte!

Das Erwachen am nächsten Morgen war grauenhaft. Als hätte jemand Baldrian verschüttet … alles „verkatert“ … und irgendwie war da noch ´was!? Ach Du Sch….., die Wette. Nichts vorbereitet, der Rest pennt noch, die Piloten wissen noch gar nichts von seinem „Glück“ und das Schlimmste … die Zeit gegen uns! 
Meinen Freund bekomme ich mit einem Schwall Wasser aus dem Tischdiensteimer wach. Er muss als Dienstgradhöherer die Piloten – die übrigens auch im Ausgang war – überzeugen und wenn nötig „Druck“ machen. Als bestes „Druckmittel“ legte ich ihm eine Flasche „Lunikow“ ans Herz, die ich mir aus meinem Herzen reißen musste … es war meine Letzte an diesem Wochenende! Gut, dass die meisten Angehörigen der NVA  gute Soldaten waren und Befehl und Weisung noch etwas galten … Befehlsverweigerung gab es deshalb auch in diesem Falle nicht!

Während sich die Piloten wuschen und anzogen, entzurrten wir die Maschine … schließlich lief die Zeit gegen uns … trotzdem galt es, den „Kampfauftrag“ zu erfüllen … Wir kamen aber trotzdem verspätet, aber nicht zu spät, an – die zweite Halbzeit lief bereits.

Als wir in nur 5 m Höhe, in unserem Zustand kam es uns jedenfalls so hoch vor, angebrettert kamen, ließ man den Ball eben Ball sein, alle starrte nur noch nach oben. Es muss ein Wahnsinnsanblick gewesen sein! Die Wirtsleute standen vor dem Sportlerheim und winkten förmlich auf gleicher Höhe mit uns. Dann kam das Hochziehen und abkippen zur Steilkurve nach rechts.
Die Zentrifugalkraft wollte mich, wie einen Sektkorken aus der Flasche, nach oben aus der Maschine „schnipsen“. Mit beiden Armen seitlich in der Tür und mit dem Nacken im oberen Türrahmen verkeilt, auf den Schultern meines „Majors“, hielt ich wie Schwarzenegger dagegen. Da ich den Kopf vollständig außen hatte, sah ich nur Himmel und die Tragflächenspitzen. Ich war dem (anderen) Himmel noch nie so nahe … Diese Kurve vergesse ich meinen Lebtag nicht.

Dieser Moment des Hochziehens brachte uns, wenn auch nur Sekunden, in den Bereich der Radarüberwachung der LSK/LV, bevor es wieder im Tiefflug zurück auf den Platz „ging“. Maschine verzurren und Ausgangslage wiederherstellen war rekordverdächtig, schließlich mussten wir damit rechnen, einem „Luftraumbeobachter“ aufgefallen zu sein. Aber scheinbar saßen dort genauso „gefrustete Genossen“ an den Schirmen … es kam nichts!
Auf jeden Fall auch heute noch meinen Dank an die Piloten für ihren „selbstlosen“ Einsatz … und mit Sicherheit würde ich heute nicht noch einmal auf solch eine „hirnrissige“ Idee kommen!

Aber eine „Lebenserfahrung“ hatte ich an diesem Tag gemacht: Selbst in tiefsten Krisenzeiten – ein paar Minuten ausflippen  – und schon hat man wieder Kraft getankt! Allerdings hätte es auch schnell meine letzte Erfahrung sein können.

Mit einem kleinen Augenzwinkern
Euer Kamerad Peter J.
LStR-40

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